Es ist ein politischer Donnerschlag, der weit über die Grenzen Frankreichs hinaus zu hören ist und auch in Berlin und Brüssel für nervöses Zittern sorgt. Eine brandneue, brisante Umfrage hat das politische Parkett in Paris erschüttert und signalisiert nichts Geringeres als das Ende einer Ära.
Die Botschaft ist laut und deutlich: Der Wind hat sich gedreht – und zwar gewaltig. Was sich in den letzten Monaten bereits andeutete, wird nun durch harte Zahlen untermauert: Jordan Bardella, der junge und charismatische Vorsitzende des Rassemblement National (RN), ist nicht mehr nur ein Herausforderer.
Er ist der Top-Favorit auf das höchste Amt im Staat.
Für den amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron und seine politische Bewegung gleicht die aktuelle Lage einem absoluten Albtraum. Während die Zustimmungswerte des Präsidenten ins Bodenlose stürzen, erlebt sein politischer Gegner einen Höhenflug, der in der Geschichte der Fünften Republik seinesgleichen sucht.
Der 180-Grad-Wende: Bardella dominiert alle Szenarien

Die Zahlen, die das renommierte Meinungsforschungsinstitut Odoxa für den Sender Public Sénat und die regionale Presse erhoben hat, sprechen eine brutale Sprache für das etablierte Parteienspektrum.
Wäre am nächsten Sonntag Präsidentschaftswahl, würde Jordan Bardella nicht nur die erste Runde dominieren, sondern auch in der entscheidenden Stichwahl triumphieren – und zwar gegen jeden denkbaren Gegner.
Besonders schmerzhaft ist dieses Ergebnis für Édouard Philippe. Der ehemalige Premierminister und Bürgermeister von Le Havre galt lange als die letzte Hoffnung der bürgerlichen Mitte und als der Mann, der das Erbe Macrons retten könnte.
Doch die Realität sieht anders aus: Im direkten Duell würde Bardella ihn mit 53 Prozent der Stimmen schlagen. Ein Vorsprung von sechs Prozentpunkten ist in der französischen Politik eine Welt. Zum Vergleich: Noch im April sahen Umfragen Philippe vorne. Doch dieser Vorsprung ist pulverisiert.
Gegen andere potenzielle Kandidaten fällt das Ergebnis noch drastischer aus. Den aktuellen Premierminister Gabriel Attal würde Bardella mit 56 Prozent besiegen, den linken Kandidaten Raphaël Glucksmann mit 58 Prozent.
Sollte es zu einem Duell mit dem Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon kommen, prognostizieren die Demoskopen sogar einen Erdrutschsieg von 74 Prozent für den RN-Chef.
Es ist eine Machtdemonstration, die zeigt: Die alte Strategie der „Republikanischen Front“ – das Zusammenstehen aller Parteien gegen Rechtsaußen – scheint endgültig ihre Wirkung verloren zu haben.
Macrons Desaster und der Ruf nach Wandel
Während Bardella auf der Welle des Erfolgs reitet, versinkt das Lager von Emmanuel Macron in einer tiefen Krise. Die Umfragewerte des Präsidenten dümpeln zwischen 19 und 21 Prozent – ein historischer Tiefstand, der an die dunkelsten Stunden seines Vorgängers François Hollande erinnert.
Die Franzosen sind unzufrieden: mit der Wirtschaftslage, der Sicherheitspolitik und dem Gefühl, von der Pariser Elite nicht gehört zu werden.
Die Stimmung im Land ist explosiv. Immer mehr Wähler wenden sich von den traditionellen Parteien ab. Der Macronismus, einst als revolutionäre Bewegung der Mitte gestartet, wirkt verbraucht und ideenlos. In dieses Vakuum stößt Jordan Bardella mit einer Aggressivität und Professionalität, die viele Beobachter überrascht.
Er verkörpert für Millionen Franzosen die Hoffnung auf einen radikalen Bruch mit dem „System“.
Ein interessantes Detail der aktuellen Entwicklung ist die Verschiebung der Wählerströme. Nicht nur enttäuschte Konservative laufen zum Rassemblement National über. Die Umfragen deuten darauf hin, dass auch das linke Lager Zuspruch gewinnt, während die politische Mitte zerrieben wird. Doch die Dynamik liegt eindeutig rechts.
Es ist, wie im Video treffend analysiert wurde, eine „totale Wende um 180 Grad“.
Der „Trump-Effekt“ in Europa?

Politische Analysten ziehen bereits Parallelen zu den Entwicklungen in den USA. Der überwältigende Erfolg von Donald Trump hat gezeigt, dass populistische Bewegungen, die sich gegen das Establishment richten, eine enorme Mobilisierungskraft entfalten können. Auch in Frankreich scheint dieser „Trump-Effekt“ zu greifen.
Die Wähler suchen nach starken Figuren, die einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen und „Frankreich zuerst“ rufen.
Jordan Bardella, oft als „Schwiegersohn der Nation“ bezeichnet, spielt diese Rolle perfekt. Er ist jung (erst 29 Jahre alt), rhetorisch brillant und auf Social-Media-Plattformen wie TikTok ein Superstar, der die Jugend erreicht wie kein anderer Politiker.
Während Marine Le Pen durch juristische Probleme – ihr droht wegen einer Scheinbeschäftigungsaffäre eine fünfjährige Ämtersperre – politisch angeschlagen ist, steht Bardella bereit, die Fackel zu übernehmen. Für viele Wähler ist er die moderne, wählbare Version des RN, unbelastet von der Vergangenheit der Partei.
Die Umfragen zeigen, dass Bardella längst aus dem Schatten seiner Mentorin getreten ist. Er ist nicht mehr nur der Platzhalter; er ist das Zugpferd. Sein Erfolg ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis einer jahrelangen Strategie der „Entteufelung“ der Partei, kombiniert mit einer massiven Unzufriedenheit in der Bevölkerung.
Was bedeutet das für Europa?
Für die Europäische Union und besonders für Deutschland sind diese Nachrichten alarmierend. Frankreich ist neben Deutschland der wichtigste Motor der EU. Ein Präsident Jordan Bardella würde das europäische Gefüge massiv durcheinanderwirbeln.
Der RN steht für eine Politik der nationalen Souveränität, ist skeptisch gegenüber Brüssel und fordert eine drastische Reduzierung der Einwanderung.
Die Vorstellung, dass in einem der Kernländer der EU eine Partei an die Macht kommt, die bis vor Kurzem noch als unwählbar galt, sorgt in den diplomatischen Zirkeln für Schweißausbrüche. Es wäre, wie der Kommentator im Video feststellt, „richtig unangenehm“, wenn diese Art von Partei die Regierung übernimmt.
Die Zusammenarbeit zwischen Berlin und Paris, ohnehin schon schwierig, könnte vor einer Eiszeit stehen.
Doch die Wähler in Frankreich scheinen sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Im Gegenteil: Je lauter die Warnungen aus dem Ausland oder vom heimischen Establishment, desto stärker scheint der Rückhalt für Bardella zu werden.
Es ist ein Phänomen, das wir in vielen westlichen Demokratien beobachten: Der Trotz gegen die „Belehrenden“ treibt die Menschen in die Arme der Populisten.
Fazit: Die Uhr tickt

Noch ist die Wahl 2027 fern, und in der Politik sind zwei Jahre eine Ewigkeit. Doch der Trend ist eindeutig und verfestigt sich seit Monaten. Es handelt sich nicht um eine bloße Momentaufnahme, sondern um eine strukturelle Verschiebung der politischen Landschaft Frankreichs.
Emmanuel Macron steht vor den Trümmern seiner Popularität, und ein Nachfolger aus seinen Reihen, der das Ruder herumreißen könnte, ist weit und breit nicht in Sicht. Édouard Philippe war die letzte große Hoffnung, doch auch sein Stern sinkt, je heller der von Bardella strahlt.
Wenn die etablierten Parteien keine Antworten auf die drängenden Sorgen der Bürger finden – von der Kaufkraft bis zur inneren Sicherheit –, dann ist der Weg für Jordan Bardella in den Élysée-Palast geebnet.
Das politische Erdbeben hat bereits begonnen; die Frage ist nur noch, ob das alte Gebäude demnächst komplett einstürzt. Europa sollte sich anschnallen – es wird eine turbulente Fahrt.