Die deutsche Fußballfamilie trauert um einen Menschen, der mit großer Leidenschaft, unermüdlichem Einsatz und stets vorbildlicher Einstellung verbunden war: Sebastian Hertner ist tot. Der 34-Jährige, der in seiner Karriere unter anderem für den TSV 1860 München, den FC Erzgebirge Aue und den SV Darmstadt 98 in der 2.
Bundesliga auflief, verunglückte am vergangenen Samstag, dem 20. Dezember 2025, bei einem grausamen Unfall im Skigebiet Savin Kuk im Norden Montenegros tödlich. Er stürzte aus etwa 70 Metern Höhe aus einem fahrenden Sessellift in die Tiefe – direkt vor den Augen seiner Ehefrau.

Was als erholsamer Winterurlaub zu zweit in den verschneiten Bergen des Durmitor-Nationalparks geplant war, endete in einer der schlimmsten denkbaren Katastrophen. Nach ersten Erkenntnissen der montenegrinischen Behörden löste sich ein Doppelsessel plötzlich vom Zugseil, rutschte in den nachfolgenden Sessel und verursachte so den fatalen Sturz.
Während Sebastian Hertner sofort tödlich verunglückte, blieb seine 30-jährige Frau in der Anlage eingeklemmt und wurde erst nach einem dramatischen Einsatz der Rettungskräfte schwer verletzt, aber lebend geborgen. Sie befindet sich derzeit in ärztlicher Behandlung und ist nach Angaben von Angehörigen in einem stabilen Zustand.

Ein Leben für den Fußball – von Hoffenheim über die 2. Liga bis zur Oberliga
Sebastian Hertner wurde am 2. Mai 1991 in Leonberg geboren und durchlief zunächst die Jugendabteilung des TSG 1899 Hoffenheim. Schon früh erkannte man sein großes Talent als Innen- und Linker Verteidiger. Über Stationen in der Regionalliga und mehreren Leihen (u. a.
SV Sandhausen) schaffte er 2014 den Sprung in den Profifußball. Besonders prägend war seine Zeit beim TSV 1860 München, wo er zwischen 2016 und 2018 insgesamt 42 Zweitligaspiele bestritt und sich als zuverlässiger Abwehrspieler einen Namen machte.
Später folgten Engagements beim FC Erzgebirge Aue (2018–2020) und beim SV Darmstadt 98, bevor er nach Stationen beim BFC Dynamo (Regionalliga-Meisterschaft 2022) und Teutonia 05 Ottensen im Sommer 2024 zum ETSV Hamburg in die Oberliga Hamburg wechselte.
Dort übernahm er sofort die Kapitänsbinde – ein klares Zeichen für den enormen Respekt, den er sich in kürzester Zeit erarbeitet hatte.

„Sebastian war mehr als ein Spieler für uns. Er war ein echter Leader, ein Vorbild an Einstellung und ein Mensch, der immer für andere da war“, schrieb der ETSV Hamburg in einer emotionalen Stellungnahme auf seiner Homepage. „Wir sind fassungslos und unendlich traurig.“
Auch der FC Erzgebirge Aue äußerte sich tief betroffen: „Sebastian war ein Spieler, der mit Herz und Leidenschaft für unseren Verein gekämpft hat. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie, seiner Frau und allen, die ihm nahestanden.“
Der Moment, der alles veränderte
Nach bisherigen Erkenntnissen der montenegrinischen Staatsanwaltschaft kam es gegen Mittag des 20. Dezember zu einer plötzlichen technischen Katastrophe. Zwei Doppelsitze kollidierten in der Luft – ein technisches Versagen, dessen genaue Ursache auch Tage später noch nicht zweifelsfrei geklärt ist.
Experten untersuchen derzeit das Seil, die Klemmen, die Sicherungssysteme und mögliche Wartungsfehler. Die gesamte Anlage wurde unmittelbar stillgelegt; drei weitere Urlauber mussten stundenlang in ihren Sesseln ausharren, bis sie per Hubschrauber und Seilwinde gerettet werden konnten.
Besonders tragisch: Das Paar Hertner wollte nach monatelanger intensiver Saisonvorbereitung und dem stressigen Alltag eines Oberliga-Kapitäns einfach nur abschalten. „Er hat sich diesen Urlaub so sehr verdient“, berichtet ein langjähriger Weggefährte, der anonym bleiben möchte.
„Sebastian war immer jemand, der 100 % gegeben hat – auf dem Platz und im Leben.“
Die noch immer offene Frage: Was war wirklich die Ursache?
Was die Tragödie für die Familie, die Freunde und die gesamte Fußballgemeinde noch unerträglicher macht, ist die Tatsache, dass die genaue Ursache des Unglücks bis heute nicht abschließend geklärt werden konnte.
Erste Vermutungen reichen von einem Materialfehler am Zugseil über menschliches Versagen bei der Wartung bis hin zu extremen Wetterbedingungen, die die Anlage möglicherweise überfordert haben. Die Behörden in Montenegro haben eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt; erste Zwischenergebnisse sollen in den kommenden Wochen erwartet werden.
Für die Hinterbliebenen ist jede Stunde Wartezeit eine Qual. „Man möchte verstehen, warum das passiert ist“, sagt ein enger Freund der Familie. „Aber egal welche Ursache es letztlich war – es ändert nichts daran, dass ein wunderbarer Mensch viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde.“
Ein Mensch, der Spuren hinterlassen hat
Sebastian Hertner war kein Superstar, der auf den Titelseiten der Boulevardpresse landete. Er war ein Arbeiter, ein Kämpfer, ein Typ, der sich nie in den Vordergrund spielte, sondern immer die Mannschaft in den Mittelpunkt stellte.
Seine 19 Einsätze in DFB-Juniorennationalmannschaften (vor allem U18 und U19) zeigen, wie hoch sein Potential einst eingeschätzt wurde.
Kollegen erinnern sich an einen ruhigen, humorvollen Menschen, der im entscheidenden Moment immer zur Stelle war – ob es darum ging, in der Nachspielzeit noch einmal alles reinzuwerfen oder einem jungen Spieler nach einem Fehler wieder auf die Beine zu helfen.
„Er hat nie aufgegeben. Nie“, bringt es ein ehemaliger Mannschaftskollege aus Aue auf den Punkt. „Und genau das macht seinen Tod so unfassbar.“
Die Fußballwelt nimmt Abschied
In den kommenden Tagen und Wochen werden viele Vereine Sebastian Hertner gedenken. Der ETSV Hamburg plant eine Schweigeminute vor jedem Heimspiel der Rückrunde. Auch 1860 München und Erzgebirge Aue haben bereits angekündigt, den ehemaligen Spieler in besonderer Weise zu ehren.
Für seine Frau bleibt ein Leben ohne den Menschen, der ihr Halt und Liebe war. Die Bilder des gemeinsamen Urlaubs, die eigentlich voller Freude und Entspannung hätten sein sollen, sind nun für immer mit unvorstellbarem Leid verbunden.
Sebastian Hertner wurde nur 34 Jahre alt. Ein Alter, in dem viele Fußballer gerade erst ihre zweite Karriere planen, Familien gründen, das Leben genießen wollen.
Sein plötzlicher, gewaltsamer Tod aus heiterem Himmel lässt uns alle sprachlos zurück. Er erinnert uns schmerzhaft daran, wie zerbrechlich das Glück ist – und wie wichtig es ist, jeden Moment mit den Menschen, die man liebt, wirklich zu leben.
Ruhe in Frieden, Sebastian. Du wirst unvergessen bleiben.